Vor- und Nachteile des Factoring

Was für eine Freude für jeden Gewerbetreibenden: Die Leistung ist erbracht, die Rechnung ist geschrieben. Nun muss der Kunde nur noch das Geld überweisen… Und man wartet und wartet und wartet. Irgendwann kommt der Zahlungseingang aufs Konto und man freut sich, dass der Kunde innerhalb des gewährten Zahlungsziels überwiesen hat. Vielleicht. Vielleicht aber musste man auch schon mahnen. Und was ist, wenn der Kunde trotzdem nicht zahlt Dann geht’s auch noch vor den Kadi.
Alles umständlich, aufwändig und hindert einen irgendwie daran, sein eigentliches Geschäft zu betreiben. Aber man kann sich auch etwas leichter machen – mit Hilfe des Factoring.

Was ist Factoring?

Einfach gesprochen ist Factoring nichts anderes, als der Verkauf der eigenen Forderung gegenüber seinem Kunden an einen Dritten. Dafür bekommt man dann einen Betrag sofort ausgezahlt. Der Kunde muss dann nicht an den Lieferanten zahlen, sondern an den Rechnungsaufkäufer.

Wie gesagt: Einfach gesprochen. Denn im Normalfall ist es im Hintergrund etwas komplizierter. Aber nicht so kompliziert, als dass es sich nicht für viele Kleinunternehmer lohnen könnte Denn hinter dem Factoring steht noch etwas mehr, als nur der Verkauf von Rechnungen a einen Dritten.

Denn das aufkaufende Unternehmen übernimmt nicht nur die Forderung, sondern auch das Risiko des Ausfalls. Das heißt, das Factoring-Unternehmen übernimmt Mahnung, Inkasso, gerichtliches Mahnverfahren, Klage. Alles das, was Sie selbst machen müssten, wenn Sie die Rechnungen selbst eintreiben. Damit wäre das Factoring eine Art Outsourcing im Unternehmensbereich R

Sie verkaufen also nicht nur die Forderung, sondern auch alle Rechte und Pflichten (damit ist nicht die Gewährleistung gemeint!)

Vorteile vom Factoring

Vorteile des Outsourcens von Forderungen an bietet unseres Erachtens viele Vorteile. Einige liegen klar auf der Hand

Konzentration aufs Geschäft

Seien wir doch mal ehrlich. Was ist die Aufgabe Ihres Unternehmens? Sicherlich liegt diese nicht darin, sich damit zu beschäftigen, dass die von Ihnen gestellten Rechnungen bezahlt werden. Genauso wenig ist das ständige, tägliche Prüfen Ihrer Kontoauszüge, hinsichtlich des Zahlungseingangs eines Ihrer Kernkompetenzen. Und auch Ihre Mitarbeiter (wenn Sie welche haben) im Rechnungswesen sollen doch eher Rechnungen schreiben und so den Geldzufluss am Laufe halten, als sich stundenlang mit dem Abgleich der Zahlungseingänge zur OPOS-Liste (offene Posten/Rechnungen) zu beschäftigen oder säumige Zahler zum Begleichen der gestellten Rechnungen zu bewegen.

Auch wenn diese Tätigkeiten wichtig sind im Geschäftsleben, damit Geld verdienen können Sie nicht,

Durch das Factoring fällt das alles weg. Sie schreiben die Rechnung und geben auf dieser die Bankverbindung des Rechnungsankäufers an, anstatt der Ihrigen. Dann versenden Sie die Rechnung an den Kunden und schicken eine Kopie an den Factor. Das war’s. Fertig. Um ehr brauchen Sie sich eigentlich nicht kümmern. Den Rest erledigt der, der das Geld vom Kunden erhält.

Reduzierung der Debitoren

Jeder Kunde, der von Ihnen eine Rechnung erhält ist für Sie ein Debitor. Je mehr Kunden Sie haben desto umständlicher wird für Sie die Buchführung. Desto unübersichtlicher die Zahlungseingänge.

Der Vorteil des Factoring liegt nun darin, dass Sie nicht mehr von Kunde A, B, C usw. das Geld einzeln erhalten. Für Sie ist es vollkommen Schnuppe welcher Kunde wann zahlt, denn für Sie gibt es nur einen Debitor (Schuldner) und das ist die Bank, die Ihre Rechnungen übernimmt. Das ist Ihr einziger Zahlungspflichtiger.

Verkürzung des Vorfinanzierungszeitraums

Das Verkaufen der Rechnungen hat einen grundsätzlichen Vorteil. Egal welches Zahlungsziel die Rechnung ausweist, übernimmt das Factoring-Unternehmen diese Rechnung, bekommt man sofort sein Geld. Zwar mit einem Abschlag, dennoch zeitnah nach Rechnungsstellung.

Hierdurch verringert man den Zeitraum der eigenen Vorfinanzierung. Ist also dadurch schneller wieder flüssig und kann das früher eingenommene Geld für Investitionen und Beschaffung verwenden.

Gerade bei langen Zahlungszielen, die sich manche Kunden aushandeln, ist dieser Weg der kurzfristigen Liquiditätsbeschaffung hilfreich.

Reduzierung des Ausfallrisikos

Mal ehrlich, sie leisten etwas auf Rechnung und bekommen immer das Geld von Ihren Kunden innerhalb des Zahlungsziels? Sie wissen bei jedem neuen Kunde, dass sie sich kein faules Ei ins Nest holen? Dass dieser Kunde pünktlich seine Rechnungen bezahlt? Wie öft lassen Sie Ihre Kunde hinsichtlich Kreditwürdigkeit prüfen?

Der Großteil der KMUs prüft seine Kunden nicht oder nur in kleinem Umfang auf Zuverlässigkeit und Ausfallwahrscheinlichkeit. Damit gehen sie ein nicht unerhebliches Risiko ein, dass das Ende der eigenen Geschäftstätigkeit zur Folge haben kann.

Zum Prüfen der Kunden kann man sich einzelner Dienstleister bedienen. Inkasso-Unternehmen zum Beispiel bieten in der Regel auch Prüfungsleistungen an. Man kann aber auch aufs Factoring zurückgreifen.

Factoring-Unternehmen prüfen Ihre Kunden, bevor Sie die Rechnungen übernehmen. Sie legen auf Basis der Ergebnisse fest, bis zu welcher Gesamtforderungshöhe sie Rechnungen entgegen nehmen. Der Kunde bekommt als en Limit! Und mit diesem können Sie arbeiten. Sie wissen durch dieses Limit, wie Kreditwürdig der Kunde ist. Sie wissen, wenn Sie dieses Limit überschreiten, dass das Geld im Falle eines Ausfalls Ihnen fehlen wird.

Dazu kommt, dass Kreditwürdigkeitsüberprüfungen immer etwas kosten und nicht gerade wenig. Deswegen machen es nur wenige KMU und dann meist nur in Fällen hoher Auftragssummen. Auch der Rechnungsaufkäufer verlangt etwas für die Limitvergabe. Die Kosten sind deutlich geringer, als bei anderen Prüfungen.

Mit dem Rechnungsverkauf im Rahmen des Limits verkaufen Sie auch Ihr Risiko, dass der Schuldner nicht die Forderung nicht oder nicht pünktlich bezahlt. Sie müssen sich, solange Sie im jeweiligen Limit bleiben, nicht keine Sorgen machen, ob jemals das Geld kommt. Ein Vorteil in allgemeinen wirtschaftlichen Krisenzeiten!

Wegfall der Mahnungen

Nicht jeder Kunde zahlt pünktlich. Daher ist man gezwungen die säumigen unter Ihnen irgendwann mal unterschiedlich freundlich an das Versäumnis zu erinnern. Das fällt einem nicht immer leicht. Zumal man vielleicht mit dem einen Kunden im gleichen Verein organisiert ist, der andere ein guter Freund eines Freundes usw. usw. Das Erinnern und Mahnen ist immer das unerfreulichste am Geschäftsleben. Daher wird es bei nicht wenigen oft sehr vernachlässigt.

Forderungsverkauf führt dazu, dass man sich aus diesem Thema vollumfänglich raushält. An hat mit der Rechnung und dem Zahlungseingang nichts mehr zu tun. Der Aufkäufer mahnt selbst an. Und dem ist es vollkommen schnuppe, ob es sic bei dem Schuldner um Familienmitglieder, gute Freunde oder Bekannte handelt. Wer nicht zahlt, bekommt die Mahnung. Punkt. Basta.

Sie waschen Ihre Hände in Unschuld und könne getrost auf die Bank verweisen. Sie vereinfachen sich so deutlich das Leben. Der Kunde muss mit einem Dritte die Zahlung klären.

Zu dem gibt es noch einen anderen Nebeneffekt: Durch das Factoring zahlen viele ihre Rechnungen schneller. Denn dieser Weg hat ähnliche psychologische Auswirkungen wie eine Mahnung durch ein Inkasso-Unternehmen. Der Kunde weiß in beiden Fällen, sowohl bei Factoring wie bei Inkasso, dass sich ein Versäumnis auf seine allgemeine Kreditwürdigkeit auswirken kann. Nur, weil man Ihre Rechnung nicht pünktlichst bezahlt hat, will man nicht woanders keine Leistung mehr erhalten bzw. auf Vorkasse.

Nachteile von Factoring

Alles was Vorteile hat, hat logischerweise auch Nachteile. Ist halt so. Kommt man nicht drumherum.

Factoring ist ein Vertragsgeschäft zwischen Ihnen und dem Aufkäufer. Folglich will der Aufkäufer nicht heute und dann wieder in ein paar Monaten eine Rechnung übernehmen, sondern eine gewissen garantierten Umsatz aufkaufen. Ansonsten lohnt sich das Ganze für ihn nicht. Zu dem kommt, dass Factoring zunächst nicht unbedingt billig ist. Je nach Aufkäufer und Umsatz müssen sie mit etwa 2 bis 5 % der Rechnungssumme an Kosten rechnen. Da wären dann jedoch Zinsen, Mahnkosten, Bearbeitungskosten usw. drin. Ob diese Kosten durch die Ersparnisse beim Aufwand aufgewogen werden, müssen Sie selbst entscheiden.

Auch verliert man Möglichkeiten der Kundenbeziehungsbeeinflussung. Die Entscheidung, ob man jemanden Kredit gewährt oder Zahungsziele verlängert obliegen einem nicht mehr. Ist die Rechnung verkauft, hat man keinen Einfluss mehr darauf, was mit ihr passiert.

Faktoring-Unternehmen wollen nicht alle Arten von Rechnungen. Teilrechnungen sind schwierig, Rechnungen, die der VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) unterliegen, meist gar unmöglich ans Factoring zu verkaufen. Hier ist das Risiko zu hoch. Daher können einige Branchen diesen Weg der Liquiditätserhöhung zurückgreifen.

2 Replies to “Vor- und Nachteile des Factoring”

  1. Melanie Samsel

    Danke für den Artikel! Mein Mann hat einen kleinen Onlinehandel gegründet. Allerdings überlegt er nun, auf einen Rechnungsaufkäufer zurückzugreifen. Gerade beim Thema Inkasso und was danach kommt, scheint das sehr hilfreich – das wäre ja dann alles nicht mehr das Problem meines Mannes.

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  2. Heiko Lange

    Ich finde, dass die Vorteile von Factoring die Nachteile besonders vor dem Hintergrund der Coronakrise deutlich überwiegen (natürlich konnte das zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Eintrages hier keiner ahnen!).
    Grade die Thematik „Echtes Factoring“, bei dem die verkaufte Forderung gar nicht in den Unternehmensbilanzen auftaucht, hat glaube ich dem ein oder anderen Unternehmen super durch die Krise geholfen!

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