Nicht selten wird der Umsatz, den man erzielt, als Steuerungskennzahl genommen. Auch als Benchmark muss er oft herhalten. Dabei ist er eine sehr schlechte Kennzahl, wenn er alleine steht.
Was Umsatz ist
Wenn man vom Umsatz redet, muss man sich klar sein, worüber man redet. Der Begriff wird nicht selten missbräuchlich verwendet.
Die Definition des Umsatz-Begriffes ist:
Beim Umsatz es handelt sich um den Wert aller Produkte und Dienstleistungen, die in einem bestimmten Zeitraum abgesetzt wurden.
Wichtige Posten dieser betriebswirtschaftlichen Kennzahl sind dabei :
- Wert aller verkauften Leistungen (Sach- oder Dienstleistung)
- Bestimmter Zeitraum
Weiter muss man auch beachten, welche Leistungen betrachtet werden. Auch wenn die Definition von allen abgesetzten Leistungen redet, kann dieses „alle“ durch z.B. regionale oder kategoriale Betrachtung erweitert oder begrenzt werden.
Nicht selten wird Begriff auch ohne Zeitraum verwendet – also Zeitpunkt bezogen. In diesem Fall redet man bei jedem Veräußern/Verkauf von Umsatz. Hierbei handelt es sich jedoch korrekt definiert um Erlöse, nicht um einen Umsatz. Erst bei Betrachtung eines Zeitraumes handelt es sich um Umsatz.
Was in den Umsatz einfließt
Viele sehen in den Umsatz nur den Verkauf von Waren und erstellte Dienstleistungen. Jedoch gehören u.a. auch:
- Vermietung und Verpachtung
- Erlösschmälerungen
- Verkauf von Inventar (eigene Maschinen, Fahrzeuge etc)
Dies wird im §277 HGB definiert:
Als Umsatzerlöse sind die Erlöse aus dem Verkauf und der Vermietung oder Verpachtung von Produkten sowie aus der Erbringung von Dienstleistungen der Kapitalgesellschaft nach Abzug von Erlösschmälerungen und der Umsatzsteuer sowie sonstiger direkt mit dem Umsatz verbundener Steuern auszuweisen.
Auch wenn dies für Kapitalgesellschaften definiert ist, gilt das auch für alle anderen. Mit dem Unterschied, dass Sie einer Veröffentlichungspflicht unterliegen.
Wann Umsatz anfällt
Der Umsatz fällt entgegen langläufiger Meinung nicht immer dann an, wenn Geld fließt. Umsatz hat in der Hinsicht werde etwas mit der Kasse oder dem Girokonto zu tun.
In dem Moment, in dem die Rechnung erstellt wird, wird der Geschäftsvorfall umsatzrelevant. Unabhängig, ob Sie schon die Zahlung vereinbart haben oder noch darauf warten.
Was Umsatz beeinflusst
Wie schon oben angesprochen, wird der Umsatz nicht nur aus Veräußerung von Leistungen erzielt. Es fließen aus gesetzlicher Sicht andere Zahlen ein.
Der Umsatz wird durch viele Faktoren beeinflusst, insbesondere durch den Markt und eigene unternehmerische Entscheidungen.
Unternehmerische Entscheidungen wirken sich auf den Umsatz direkt oder indirekt aus. Direkte Auswirkungen haben zum Beispiel Preiserhöhungen, neue oder relaunchte Produkte, neue / zusätzliche Produktionsanlagen, Erweiterungen des Marktes usw. Indirekte Auswirkungen auf den Umsatz haben zum Beispiel innerbetriebliche Umstrukturierungen und damit verbundene Unterbrechung von eingespielten Prozessen, was sich auf Qualität und Quantität auswirkt und den Umsatz negativ beeinflusst.
Neben den selbst verursachten Einflüssen wirken sich die Aktivitäten der Mitbewerber ebenfalls auf den eigenen Umsatz aus. Auch wirtschaftliche Situation der Konsumenten und deren daraus erfolgenden Kaufverhalten ist nicht zu vernachlässigen. Genauso wenig wie der Einfluss der Politik.
Zu guter Letzt sei darauf hingewiesen, dass auch saisonale Faktoren berücksichtigt werden. Dies wären unter anderem Ferienzeiten, Betriebsschließungen, Jahreszeiten.
Vergleichbarkeit von Umsätzen
Gerne wird der eigene Umsatz mit dem von Wettbewerbern verglichen. Er wird als Benchmark-Wert herangezogen.
Wer das macht, muss sicherstellen, dass der zu vergleichende Wert wirklich vergleichbar ist. In erster Linie also der betrachtete Zeitraum. Aber auch worauf sich der Wert bezieht, muss gleich sein. Es ist zum Beispiel einleuchtend vollkommen sinnfrei, Ihren regionalen Umsatz mit dem weltweiten des Mitbewerbers zu vergleichen. Das passiert jedoch immer wieder, wobei es auch unbewusst erfolgt, weil die Mitbewerber aus marketingstrategischen Gründen nicht unbedingt angeben, was der Umsatz so alles beinhaltet.
Hier liegt jedoch das Problem vieler veröffentlichten Umsatzzahlen vieler Unternehmen. Sie wissen nicht, was in der Kennzahl und welcher Zeitraum berücksichtigt wurde. Folglich sind diese Zahlen, wenn man überhaupt an sie herankommt mit Vorsicht zu genießen.
Umsatz als Erfolgskennzahl
Wie schon die Überschrift verdeutlicht: Umsatz ist eine denkbar schlechte Steuerungskennzahl. Sie gibt für sich alleine keinerlei brauchbare Information. Lediglich für die Berechnung der Umsatzsteuer ist sie dienlich.
Denn: Belegt ein hoher Umsatz, dass man erfolgreicher als der Mitbewerber ist? – Mit Nichten! Der Wert ist für sich alleine nichtssagend.
Firma A | Firma B | Firma C | |
Umsatz | 1.200 | 1.000 | 800 |
Welches der drei Unternehmen ist erfolgreicher? Oder war nicht so erfolgreich? Wenn man die Zahlen vergleicht, spricht viel gegen Firma C. Die anderen Beiden waren offensichtlich erfolgreicher. Und dabei war Firma A erfolgreicher.
Jedoch ist dieser Vergleich recht nichtssagend. Er verrät auch, warum bei Präsentationen von großen Kapitalgesellschaften jede Gesellschaft beim Umsatz die Top-Position einnimmt: Man vergleicht Umsatzzahlen, die einen selbst im rechten Licht erscheinen lassen. Man gaukelt sich dabei selbst einen nicht existierenden Erfolg vor, in dem man die Berechnungsgrundlage (Welche abgesetzten Leistungen herangezogen werden) entsprechend dem eigenen Kommunikationsziel.
Firma A | Firma B | Firma C | |
Umsatz | 1.200 | 1.000 | 800 |
Abgesetzte Einheiten | 6 | 4 | 2 |
Und nun? In Verbindung mit den Stückzahlen sieht es anders aus. Auch wenn Firma A den größten Umsatz generierte, benötigte sie einen Absatz von 6 Einheiten. Also erzielte man lediglich 200 EUR/Einheit. Die schlechteren Mitbewerber liegen bei 250 EUR/Einheit bzw. 400 EUR/Einheit. Wer ist nun besser?
Um einen sinnvollen Erfolgsvergleich zu ermitteln, muss man zu dem die oben genannten – nennen wir es mal – Verfälschungen herausfinden. Was ist, wenn Firma C unseres Beispiels eigentlich 400 EUR durch Vermietung und Verpachtung oder den Verkauf von einer Immobilie, einer Produktionsanlage oder eines Fahrzeugs erwirtschaftet hat? Ist sie dann noch erfolgreicher als die anderen?
Bei Vergleichen ist auch der Aufwand, den man erbringen musste, um den besagten Umsatz zu erlangen, sinnvoll. Damit kommen wir über die Kosten als Folge des erbrachten Aufwandes zu der besseren Steuerungs- und Benchmark-Kennzahl „Gewinn“.
Firma A | Firma B | Firma C | |
Umsatz | 1.200 | 1.000 | 800 |
Abgesetzte Einheiten | 6 | 4 | 2 |
Je abgesetzte Einheit | 200 | 250 | 400 |
Kosten | 100 | 150 | 300 |
Gewinn | 100 | 100 | 100 |
Am Ende zeigt sich in unserem Beispiel, dass keines er drei Unternehmen erfolgreicher ist. Man sieht, dass der Umsatz als Kennzahl für geschäftlichen Erfolg einen bei der Bewertung eines Unternehmens, Geschäftsfeldes, einer Division etc. in die Irre führen kann.
Ohne weitere Informationen über die berücksichtigten Daten lässt sich der Umsatz mehrere Unternehmen vergleichen. Jedoch ist er, wenn man die gleichen Datenbasis verwendet eine vergleichbare Kennzahl im eigenen Unternehmen.
Man kann, wenn man die gleichen Ausgangsdaten verwendet, gut Umsätze zwischen den Monaten vergleichen. Hierbei muss man jedoch auch bestimmte Einflussfaktoren berücksichtigen. So bringt es nichts, festzustellen, dass der Umsatz eines Monats im Vergleich zum Vormonat stark zurückgegangen ist, ohne zu berücksichtigen, dass vielleicht Ferienzeit gewesen ist oder das eigene Geschäftsfeld saisonalen Schwankungen unterlegen ist.
Aus diesem Grund kann man zwar für interne Zwecke die Umsätze sinnvollerweise von Vorjahreszeiträumen vergleichen, sollte aber dabei die inzwischen veränderten Rahmenbedingungen (siehe oben, was den Umsatz beeinflusst) berücksichtigen.
Zusammenfassung
Es gibt also einige Gründe, warum Umsatz für sich allein keine gute Erfolgskennzahl ist:
- Umsatz sagt nichts über die Profitabilität aus: Ein hohes Umsatzvolumen bedeutet nicht automatisch, dass ein Unternehmen auch hohe Gewinne erwirtschaftet. Er berücksichtigt keine Kosten. (wie an dem einfachen Beispiel gezeigt)
- Umsatz kann ist manipulierbar: Zum Beispiel können durch Preissenkungen oder Mengenausweitung Umsätze gesteigert werden. Zu dem kann der Umsatz durch anderweitige Einnahmequellen, die nichts mit dem eigentlichen Geschäft zu tun haben, und einmalige Ereignisse gesteigert werden.
Zudem kann der Umsatz durch hohe Investitionen in Lagerbestände oder Anlagevermögen gesteigert werden, ohne dass dies den Erfolg widerspiegelt. - Umsatz ist nicht vergleichbar: Da der Umsatz nichts über die Situation des Unternehmens und seine Entstehung aussagt, kann dieser nicht herangezogen werden, um zwei Unternehmen mit einander zu vergleichen. Auch die periodischen Umsätze des eigenen Unternehmens lassen sich nur bedingt vergleichen, da u.a. diverse Faktoren im eigenen Geschäftsgebaren diesen beeinflussen
Umsatz allein ist eine unzureichende Erfolgskennzahl. Er spiegelt die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens nicht wider. Daher sind andere Kennzahlen (z.B. Gewinn, Cashflow, Ausfallrisiken etc.) zu verwenden oder in die Betrachtung einzubeziehen und auch in Unternehmensvergleichen zu betrachten.