Kennzahlen sind wichtig. Schließlich bewertet man mit diesen den eigenen Erfolg, vergleicht sich mit anderen oder versucht damit Relevanz von Lieferanten, Diensten oder Kunden zu ermitteln. Bei der Suche nach Analysetools für unseren Twitter-Account @GewerbeHelfer stießen auf Kennzahlen, die bei näherer Betrachtung in die Kategorie Blödsinn – oder unbrauchbar – eingeordnet werden sollten.
Friends-Follower-Ratio
Friends-Follower-Ratio setzt die Zahl der Accounts, denen man selbst folgt, mit der Zahl der Follower ins Verhältnis. Durch diesen Ansatz will man die Relevanz des Accounts ermitteln. Genauso kann man so seinen Account mit anderen leicht vergleichen bzw. z.B. im Marketing ermitteln, welche Twitter-Accounts potentielle Partner für einen wären.
Klingt zunächst gut. Betrachtet man jedoch mal die Zahl genau, stellt man fest, dass diese nichts Sinnvolles aussagt. Bei einem Verhältnis von 1 folgte der Account genauso vielen wie ihm folgen. Ist das Verhältnis größer 1 gibt es weniger Follower als man selbst folgt, also „Friends“ hat. Bei einer Zahl kleiner 1 hat der Account mehr Follower als „Friends“. Das heißt je größer die Verhältniszahl wird, desto mehr gaukelt sie dem Betrachter einen erfolgreichen Account vor; umgekehrt bei kleinerer Zahl ist der Account scheinbar wenig erfolgreich.
Diese fehlerhafte Einschätzung wird bei vielen Online-Tools noch durch Änderungsangaben verstärkt. So gibt z.B. das Tool FollwerCheck eine Veränderungsrate an, die mathematisch korrekt negativ wird, sollte das die Friends-Follower-Ratio sich verringern. Jedoch behauptet eine negative Veränderungsrate sich verringernde Relevanz an, ein sich verschlechterndes Verhältnis an.
Daher ist die Kennzahl an sich unbrauchbar.
Jedoch bildet man ein Verhältnis aus Follower zu Friends, also eine Follower-Friends-Ratio, dann sieht das Ganze anders aus.
Denn je größer diese Zahl ist, desto mehr Follower im Verhältnis zu den durch den Account gefolgten hat man. Tendiert die Zahl gegen Null, dann gibt es anteilig recht wenige Follower. Die Relevanz, der Influencer-Status dieses Profils ist recht gering.
Achtung: Bevor Sie die bei den Tools angegebene Friends-Follower-Ration vollkommen verteufeln. Es gibt auch Analyse-Tools, die reden von einem Verhältnis von Freunden zu Folgenden, errechnen aber ein Verhältnis von Folger zu Gefolgten. Also, um festzustellen, was das Tool eigentlich berechnet, muss man erst einmal diese manuell selbst ermitteln. Dieser Fehler in der Bezeichnung ist uns z.B. bei Socialbearing aufgefallen.
Tweet-Follower-Ratio
Auch diese Kennzahl klingt zunächst einmal gut. Man setze die Anzahl der Tweets ins Verhältnis zu den Followern und bekommt eine Zahl heraus. Und was sagt die uns?
Genau genommen nichts! Denn: Zunächst gibt das Verhältnis eine falsche Zahl aus, wenn man z.B. eine Monatsbetrachtung durchführt. Man muss zunächst die durchschnittlichen Tweets pro Tag ermitteln. Erst dann macht das Tweet-Follower-Ratio überhaupt irgendeinen Sinn.
Zudem muss man je mehr User einem folgen mehr Tweets absetzen. Ansonsten sinkt die Zahl. Gibt die Kennzahl also einen schlechteren Wert wieder:
Damit das Tweet-Follower-Ratio bei 10 Followern 1 ergibt, braucht man 10 Tweets/Tag. Bei 100 Followern müssten schon im Schnitt 100 Tweets/Tag abgesetzt werden, um ein Verhältnis von 1 zu bekommen.
Kann man also vergessen. Die Zahl sagt gar nichts aus.
Socialbearing sagt zu dem Verhältnis:
The more your tweets are seen and shared, the higher the chance you will gain more followers, but tweet volume is a poor indicator of quality. If user A tweets on average 20 times a day, gaining 2 followers a day and user B tweets once a day but gains 1 follower a day then this gives respective tweet/follower ratio of 20/1 and 1/1. Although user A has more tweets and more followers, user B is gaining more followers per tweet which would be a better indicator of having more interesting tweets.
Davon abgesehen, dass hier für User A eine falsche Ration von 20/1 angegeben ist. Redet man hier vom Zugewinn von Followern. Folglich von etwas ganz anderem, als die Tools berechnen. Denn die setzen in der Regel Tweets im Tagesdurchschnitt zu Gesamtfollower ins Verhältnis.
Betrachtet man lediglich die Tweets in Bezug zu den neuen folgenden Lesern, macht die Zahl durch aus schon etwas mehr Sinn.
Jedoch darf man Sie nicht alleine stehen lassen. Zumindest dann nicht, wenn man Twitter (oder irgendein anderes soziales Netzwerk) richtig verstanden hat. Denn was bringt einem Profil neue Accounts? Nicht der Tweet alleine, sondern das Liken, Kommentieren und Weiterverteilen der Mitteilung sowie das Erwähnt-werden durch andere Accounts bringen einem nicht nur Reichweite bei Twitter, sondern auch neue Follower. Nur diese Interaktionen machen andere auf einen aufmerksam. Nichts anderes.
Daher sehen wir die Tweet-Follower-Rate (oder die bessere Variante/Bezeichnung Tweet-neue Follower-Rate) als unbrauchbar an.